Warum ich helfe und wie ich zum Helferkreis kam

Ich hatte Angst vor so vielen fremden Menschen, wie ticken die?
Wie ist deren „Glaube“? – Muss ich meine Familie schützen?
Wie soll das werden, wenn so viele kommen?
Muss ich meine Kinder „wegsperren“, in Sicherheit bringen?
Muss ich mein „Hab und Gut“ absichern, verbarrikadieren?

1000 Fragen schossen mir durch den Kopf, als ich mitbekam: „Karlskron“ muss Flüchtlinge aufnehmen. Von überall kamen immer nur schlechte Nachrichten bei mir an. Ich war mehr als verunsichert.

 

Dann kam der bekannte Aufruf im Gemeindeblatt und ich ging hin. Hauptsächlich, weil ich auch neugierig war. Es hieß ja schließlich auch „Informationsveranstaltung“. Zwei Damen aus dem Helferkreis in Reichertshofen waren eingeladen und berichteten uns von Ihren Erfahrungen. Bis zu dem Zeitpunkt dachte ich immer, dass die vielen jungen „Einzelmänner“ alle Wirtschaftsflüchtlinge seien. Dieser negativen Einstellung wurde ich eines besseren belehrt. Ich hatte da von vielen, sicherlich nicht von allen, ein völlig falsches Bild.

 

Woher ich dieses falsche Bild hatte?

Keine Ahnung. Medien? Freunde?

 

Jetzt bin ich der Meinung: Ich als Mutter, wenn dort leben müsste (z.B. Syrien), ich würde lieber selbst verhungern, um meinem Kind das Geld für eine Flucht in ein anderes Land zu ermöglichen, in dem er überleben wird können.

 

Nun ja, am Ende der Veranstaltung meinte dann unser Bürgermeister, dass er sich freuen würde, wenn wir uns für eine Helferkreisgruppe Karlskron in die Liste eintragen und so die Gemeinde entlasten würden.
Tja, dass tat ich dann auch. Auf meinem Heimweg war ich dann wieder verunsichert:

 

Hab ich mich wo reinziehen lassen?

Ich hab doch gar keine Zeit für so was!

Wie soll ich das nun neben Familie, Beruf und Haushalt auch noch schaffen?

Wie kann man diesen Menschen helfen, ohne dass die alle gleich meinen, sie würden alles geschenkt bekommen?

Was eilt am meisten? Was wird benötigt?

Was sollten wir so schnell wie möglich vermitteln?

Was hat Priorität? Was kann warten?

Und wieder: 1000 Gedanken in meinem Kopf -Aber anders als vorher-


Tags darauf stand dann der Besuch in den beiden Häusern in Reichertshofen auf dem Plan. Die Bewohner dort haben uns alle so freundlich begrüßt, uns ihr bescheidenes Heim so nett gezeigt. Ich war echt begeistert von dieser Gastfreundschaft!
Wieder Zuhause angekommen, berichtete ich meiner Familie von der Hausbesichtigung und von den netten Menschen und den kleinen süßen Kindern. Meine Kinder wollten dann doch gleich spontan von Ihrem Spielzeug was abgeben. Das taten wir kurz darauf dann auch und fuhren es in die zwei Häuser nach Reichertshofen. Wir haben uns dann auf Deutsch/Englisch/Hand & Fuß auch noch einige Zeit bei einer Tasse Tee und Schokoriegel unterhalten. Meiner Tochter wurden Bilder von deren Kindern gezeigt, die Zuhause geblieben waren. Sie erzählten uns auch, wie schwer es ihnen oft fällt, Ihre Familien nicht bei sich haben zu können. Es war ein sehr schöner, aufschlussreicher Abend.

 

Und nun? Wochen später?


Ich freue mich heute noch darüber, dass ich den Mut hatte, zu der Informationsveranstaltung zu gehen.

Ich freue mich, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, den Menschen unsere/meine Werte vermitteln zu können.

Ich freue mich, etwas für die Allgemeinheit leisten zu können.

 

Es kann nur friedlich bleiben, wenn wir auf diese Menschen zugehen, wenn wir den ersten Schritt machen. Bedenken wir mal immer, dass auch diese Menschen Ängste durchstehen. Auch noch hier bei uns!

 

Ich freue mich, dass man uns in Karlskron nicht nur Zig-Menschen hinsetzt und sagt: „Macht mal“, sondern dass wir helfen können dabei, dass sie sich bei uns integrieren können.

 

Ich freue mich nicht über Aussagen wie: „die gehen ja alle zum Betteln und ausspionieren, bei uns waren die auch schon!“ Das sind nicht unsere Flüchtlinge! Ich habe extra ausführlich mit der Polizeidirektion Schrobenhausen telefoniert. Hier mein Ergebnis aus dem Gespräch mit dem Polizisten:


Vorsicht: Das sind „Bettler“ mit meistens südosteuropäischem Erscheinungsbild.

Im Gespräch wurde ich darauf hingewiesen, dass das erst dann ein Ende haben wird, wenn es für die Organisatoren der Bettlergruppen nicht mehr lukrativ ist und das wird es erst, wenn hier keiner mehr etwas hergibt. Hier sollen wir alle zusammen halten.
Die Polizei hat leider nur dann eine Handhabe gegen diese Personen, wenn eine Straftat begangen wird. Und betteln allein ist keine Straftat. Eine Möglichkeit, bei der die Polizei handeln kann ist, wenn organisiertes Betteln nachgewiesen werden kann. Sollte ihnen also ein PKW auffallen mit wahrscheinlich rumänischem oder bulgarischen Kennzeichen, der parkt und aus dem vielen Menschen mit oben genanntem Erscheinungsbild sternförmig ausschwärmen, dann rufen Sie bitte die Polizei und geben denen so viele Daten/Hinweise wie es ihnen möglich ist. (Kennzeichen, Autotyp, wo parkt das Auto, in welche Richtung fuhr es gegebenenfalls wieder ab…)


Ich freue mich nicht über Aussagen wie: „die waschen ständig den Hof mit Wasser ab“. Als die Familien bei uns ankamen, wurde ihnen gleich am ersten Tag gesagt, sie müssen alles sauber und ordentlich halten! Das tun sie nun, so gut sie können und auf die Art, die sie meinen, dass es richtig ist. Es müsste halt nun wieder einer hingehen und ihnen erklären, dass das so nicht gemeint war. Dass wir bei uns hier das anders machen.

Tun Sie sich keinen Zwang an. Gehen Sie hin und sprechen mit den Leuten. Erklären Sie ihnen, warum wir das anders machen (z.B. Wasser ist kostbar und sollte nicht verschwendet werden). Dann aber müssten wir denen aber auch erklären, warum es dann bei uns o.k. ist, wöchentlich unsere Autos zu waschen oder täglich unseren Rasen zu sprengen….

 

Wie sie nun sehen, ist es für uns manchmal nicht leicht, alles richtig zu machen. Das geht auch nicht. Wir tun unser Bestes und das machen die Bewohner auch. Es braucht einfach alles seine Zeit! Geben Sie uns und den Bewohnern diese Zeit!

 

Helfen Sie mit, es besser zu machen!


Jeder ist willkommen!

Und auch jeder darf wieder gehen, wenn er merkt, dass es doch nichts für ihn ist. Jeder kann so viel Zeit einbringen, wie er will und kann.


Zum Abschluss wünsche ich euch allen einen schönen Sommer, schöne Ferien/schönen Urlaub und ein paar positive Gedanken zum Thema Flüchtlinge. Vielleicht sehen wir uns ja beim nächsten Helferkreistreffen?

 

S. Gschwendtner


Ansprechpartner Helferkreis:
Christa Froschmeir und Sieglinde Gschwendtner
Kontakt unter: HK_K@web.de